F+B-Wohn-Index Deutschland II-2019

Hamburg, 15. Juli 2019. Der F+B-Wohn-Index Deutschland als Durchschnitt der Preis- und Mietentwicklung von Wohnimmobilien für alle Gemeinden in Deutschland stieg im 2. Quartal 2019 im Vergleich zum Vorquartal um 0,7 % und im Vergleich zum Vorjahresquartal um 4,0 %. Die Wachstumsdynamik hat sich nach Beobachtungen von F+B in der zweiten Hälfte des ersten Halbjahres 2019 in der Gesamtschau des deutschen Wohnimmobilienmarktes damit weiter abgeschwächt.
Die Preise für Eigentumswohnungen - und mit Abstand auch für Ein- und Zweifamilienhäuser haben sich deutlich - mit einem Abstand von 1,4 bzw. 1,0 Prozentpunkten allein im 2. Quartal 2019 von der Entwicklung der Neuvertragsmieten abgekoppelt. Damit setzt sich eine mehrjährige Entwicklung fort, die mehrere Ursachen hat. „Unsere Analysen haben ergeben, dass die wachsende Kluft zwischen der Preis- und Mietentwicklung mit Beginn der Niedrigzinspolitik 2011 eingesetzt hat. Angesichts des enormen Anlagedrucks und wenig attraktiver Alternativen auf den Anleihemärkten scheinen Privatanleger und auch vermögende Selbstnutzer weiter ‚um jeden Preis‘ auf die Eigentumswohnung als Investition zu setzen. Dass hierbei auch irrationale Motive einen immer stärkeren Raum einnehmen, stellt für F+B eine weitere Ursache für die anhaltende Preisdynamik dar“, sagte F+B-Geschäftsführer Dr. Bernd Leutner. Damit greife ein spekulatives Element weiter Raum, das die Entstehung von Preisblasen fördert. Sollte die Selbstnutzung irgendwann aufgegeben werden und die Eigentumswohnungen vermietet werden, drohten die beim Erwerb erstellten Rentabilitäts- und Wirtschaftlichkeitsrechnungen zu Makulatur zu werden, so Dr. Leutner.
Eigentumswohnungen verteuerten sich also mit einem Preisanstieg von 1,4 % allein gegenüber dem Vorquartal 01-19. Bei Ein- und Zweifamilienhäusern stiegen die Preise um 1,0 %, mit einer leicht anziehenden Dynamik. Im Vergleich zum Vorjahresquartal 2/2018 liegen die ETW mit 6,4 % deutlich vor den Eigenheimen mit 4,4 %. Beide Objektarten übertreffen damit den Durchschnittswert des F+B-Wohn-Index von 4,0 % und sind für die Gesamtperformance des Wohn-Index verantwortlich.
Im Gegensatz dazu bewegten sich Neuvertragsmieten im Vergleich der Quartale 2-19 zu 1-19 mit 0,0 % seitwärts. Damit setzt sich der von F+B im ersten Quartal 2019 gemessene Trend von leicht sinkenden, maximal aber stagnierenden Angebotsmieten fort! Im Jahresvergleich zum 2. Quartal 2018 konnte noch ein Wachstum der Angebotsmieten um 0,7 % gemessen werden, mit ebenfalls deutlicher Tendenz nach unten. „Angesichts der schärfer werdenden Debatten um weitere erhebliche Eingriffe in die Mietpreisbildung, insbesondere im Land Berlin, warnen wir angesichts dieser empirischen Befunde vor Aktionismus und vor massiven Eingriffen in die Eigentumsrechte“, erklärte der F+B-Chef. Auch die Betrachtung des Mietniveaus in den Top 50-Standorten in Deutschland lege eine ähnliche Interpretation nahe. Auch in diesen Standorten ist vielfach eine “Plafondierung“ der Preistrends zu beobachten.
Die Bestandsmieten nähern sich bundesweit mit 0,3 % im Vergleich von Q2/2019 zum Vorquartal ebenfalls einer Stagnation an. Zum gleichen Vorjahresquartal konnte noch ein Anstieg von 1,4 % festgestellt werden, also doppelt so hoch wie die Neuvertragsmieten. „In der Fläche sind Anzeichen dafür zu erkennen, dass Vermieter im Vorgriff auf weitere mietpreisdämpfende Gesetzesregelungen noch schnell die Mieten in ihren Wohnungsbeständen erhöht haben“, so die Beobachtung von F+B.
Der Preisanstieg für einzelne Mehrfamilienhäuser erholte sich im bundesweiten Durchschnitt im Vergleich zum Vorquartal mit jetzt 0,4 % leicht auf einem noch niedrigen Niveau. Im Jahresvergleich stiegen die Preise für diese Anlageobjekte um 2,1 %, ein Plus von 0,2 Prozentpunkte. Neuvertragsmieten und Bestandsmieten verteuerten sich mit 0,7 % bzw. 1,4 % im Vergleich zu ihren Vorjahresquartalen nach wie vor deutlich unterhalb des Anstiegs des Gesamt-Index von 4,0 %. Auch die relativen Abstände zum Gesamt-Index bleiben in etwa auf dem Niveau der Vorberichte. Zum Vergleich: Der Verbraucherpreisindex stieg zwischen Juni 2018 und Juni 2019 um 1,6 %. Der nominale Anstieg der Neuvertragsmieten war mit 0,7 % deutlich geringer als die Inflationsrate, während sich die Bestandsmieten mit einer Differenz von -0,2 Prozentpunkten nahezu im Einklang mit der allg. Preissteigerung entwickelten.
Die Entwicklung im Langfristvergleich
Bei Einfamilienhäusern (EFH) stieg der Index für diese Nutzungsart im Vergleich von Q2/2019 zu Q2/2014, also in den letzten fünf Jahren, um 31,8%, bei den Mehrfamilienhäusern (MFH) nur um 7,1 %. Im Zehn-Jahresvergleich übertreffen ebenfalls die EFH mit 54,3 % die MFH deutlich mit 15,7 %. Eigentumswohnungen verteuerten sich innerhalb der letzten fünf Jahre im bundesweiten Mittel um 34,7 % und in den vergangenen zehn Jahren sogar um 73,9 %.
Die Neuvertragsmieten veränderten sich in den letzten fünf Jahren um 11,0 % und in den vergangenen zehn Jahren um 20,3 %. Die Bestandsmieten entwickelten sich moderater um jeweils 5,8 % (Q2/2019 zu Q2/2014) bzw. 9,4 % (Q2/2019 zu Q2/2009). Zum Vergleich: Der seit 2004 vierteljährlich fortgeschriebene F+B-Wohn-Index über alle Arten von Wohnimmobilien (Eigentums- und Mietwohnungen) stieg im Fünf-Jahresvergleich der zweiten Quartale um 26,2 % und binnen zehn Jahren um 47,2 %.
Preis- und Mietenentwicklung 2004-I bis 2019-II Einzelindizes der Objektarten
Zusammenhang zwischen regionalen Disparitäten und der Preisbildung
Bundesweite Durchschnittswerte erzählen aber nicht die komplette Story, Wohnungsmarktentwicklungen sind vor dem Hintergrund regionaler Trends zu bewerten. Der kürzlich von der Bundesregierung vorgestellte „Deutschlandatlas 2019“ macht in einer Fülle von Einzelbeiträgen auf die unterschiedlichen Lebensverhältnisse in Deutschland aufmerksam. Dazu zählen auch die Wohnbedingungen. Deutlich wird in vielen Bereichen ein Auseinanderdriften von Infrastrukturausstattungen, von Lebenshaltungskosten, Einkommen und Indikatoren der sozialen Bedürftigkeit und eben auch der Wohnungsmarktentwicklung. Insgesamt verfestigt sich das Bild, dass die peripheren ländlichen Regionen in immer größerem Maße benachteiligt sind und wachsende Leerstände mit sinkenden Mieten und Preisen auftreten, währende die Ballungsräume vor allem unter hohen Miet- und Wohnungspreisen zu leiden haben.
F+B macht vor diesem Hintergrund darauf aufmerksam, dass der Grundgesetzartikel 72, der von der „Herstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse“ spricht, nicht gleichbedeutend ist mit der Herstellung „gleicher“ Lebensverhältnisse. Entscheidend sind gleiche Lebenschancen, die Erreichbarkeit von Ärzten, die Ausstattung mit breitbandigen Internetanschlüssen oder Mobilfunk, von Bahnhöfen oder Autobahnen. Hier sind sicher politische Aufgaben zu suchen, die ein staatliches Eingreifen erforderlich machen. „Wir warnen aber vor massiveren Eingriffen in den Preisbildungsmechanismus des Wohnungsmarktes, die den Preis als Ausdruck der Relation von Nachfrage und Angebot in seiner Lenkungswirkung beschädigen oder ganz außer Kraft zu setzen drohen“, erklärte der F+B-Geschäftsführer. Flächendeckende „Mietpreisdeckel“, eine euphemistische Bezeichnung für einen Mietenstopp, der erstmals 1914 und dann erneut 1936 als Teil eines allgemeinen Preisstopps eingeführte wurde und in der DDR bis 1990, in West-Berlin bis 1989 im Wesentlichen fortdauerte, sollten wirklich nur in absoluten Krisenzeiten eingesetzt werden. Die „Nebenwirkungen“ dieser Maßnahmen sind bekannt: Ein allgemeiner Rückgang der privaten Investitionstätigkeit.
Erinnern wir uns: Auch in Westdeutschland sind die Mieten erst sukzessive in der ersten Hälfte der 1960er Jahre freigegeben worden. Bis dahin hatten sich Bund und Länder aber Jahr für Jahr mit zweistelligen Prozentsätzen ihrer gesamten Staatsausgaben an der Wohnungsbauförderung beteiligt. Das war vor dem Krieg auch schon so: Waren zwischen 1919 und 1932 nicht weniger als 80,7 Prozent der gebauten Wohnungen unter Inanspruchnahme staatlicher Förderung entstanden, so lag dieser Anteil zwischen 1933 und 1939 immer noch bei 40,2 Prozent. Von den gesamten Wohnungsbauinvestitionen dieser Jahre kamen lediglich 11,7 Prozent - gegenüber 49,5 Prozent im Zeitraum 1924/32 - aus den öffentlichen Haushalten[1]. Demgegenüber liegt das staatliche Engagement für den Wohnungsbau bei Bund Ländern und Gemeinden - gemessen an ihren Gesamtausgaben - heute nur noch im Promillebereich.
Volkswirt Dr. Leutner erklärte weiter: „Die klar erkennbare Bestrebung, das im Vergleich mit den historischen Vorbildern aktuell viel niedrigere Niveau des monetären Engagements für den Wohnungsbau und den städtebaulichen Ausgleich regionaler Disparitäten primär durch Regulierung und Ordnungspolitik zu ersetzen, birgt die Gefahr, mittelfristig zu erheblichen volkswirtschaftlichen Fehlallokationen zu führen. Dabei ist in längerer zeitlicher Perspektive zu beachten, dass staatliche Regulierung bei einem ‚Drehen‘ der Wohnungsmärkte aufgrund einer geänderten Zinspolitik, einer schwächeren Konjunktur und sinkender Zuwanderung nur zeitverzögert an die neuen Bedingungen angepasst und damit wieder gelockert werden kann, so dass Fehlentwicklungen verstärkt und zeitlich verlängert werden.“
Dazu kommen wachsende Spannungen zwischen Wohnungsbesitzenden und -suchenden sowie eine steigende Unzufriedenheit der Stadtbevölkerung in den immer stärker verdichteten Innenstädten (Stress, Lärm, Emissionen, Verkehr, z. T. Kriminalität). F+B warnt außerdem vor pauschalisierenden Förder- oder Regulierungsinstrumenten die auf alle deutschen Großstädte angewendet werden sollen und nicht nach besonderen Problemlagen differenzieren. Eine Stadt wie Duisburg, die sowohl unter einer hohen pro-Kopf-Verschuldung als auch unter weit überdurchschnittlichen Sozialausgaben, einer sinkenden Wirtschaftsleistung und sozialen Spannungen leidet, benötigt eine andere Strategie als Stuttgart. „Wir begrüßen allerdings alle Vorstöße, die eine Entlastung hoch verschuldeter Kommunen von ihren Altschulden auch durch das erstmalige Engagement des Bundes vorschlagen“, insofern nimmt Bernd Leutner eine Forderung aus der „Kommission Gleichwertige Lebensverhältnisse“ auf.
Nicht zuletzt signalisieren hohe Preise, dass dort ein Grad an Knappheit erreicht ist, der zumindest die Zuzugswilligen abschreckt und den Zuwanderungsdruck reduziert. So können sich Politik und Wohnungswirtschaft zumindest erst einmal auf die Wohnraumversorgung der Ortsansässigen konzentrieren und kämpfen nicht mehr in dem Maße gegen die Windmühlenflügel einer theoretisch unbegrenzten Nachfrage durch Zuwanderung. Letztendlich bedürfe es des politischen Mutes, offen auszusprechen, dass nicht jeder in einem Trend- oder Szeneviertel wird leben können.
[1] Peter-Christian Witt, Inflation, Wohnungszwangswirtschaft und Hauszinssteuer. Zur Regelung von Wohnungsbau und Wohnungsmarkt in der Weimarer Republik, in: Lutz Niethammer (Hrsg.), Wohnen im Wandel, Wuppertal 1979, S.385-407, hier S.403, 405.
Regionales Clustering des Wohn-Index
Mit dem Wohn-Index Q1-2018 hat F+B erstmals ein regionales Clustering der Wohnungsmarktentwicklung in insgesamt 27 Regionen bzw. Ballungsräumen eingeführt. So kann die regionale Entwicklung von Preisen und Mieten auf einen Blick erfasst und zur Kernstadt des jeweiligen Verdichtungsraumes ins Verhältnis gesetzt werden, was für eine regionale Wohnungsmarktpolitik immer wichtiger wird. Zusammengefasst werden in der Regel alle angrenzenden kreisfreien Städte und die kreisangehörigen Gemeinden mit über 25.000 Einwohnern, die in den umliegenden Landkreisen der Kernstädte liegen. F+B aggregiert die Wohnungsmarktdaten für folgende Regionen:
F+B-Wohn-Index: Regionalcluster Wohnungsmärkte
Abgebildet sind jeweils die Preise für Eigentumswohnungen und die Neuvertrags- bzw. Angebotsmieten für die Regionen Freiburg im Breisgau, München und Rostock. Als Bezugsgröße ist in dieser Tabelle in dem Referenzindex das Jahr 2014 auf 100 gesetzt.
Sie können unter nachfolgendem Link die vollständige Tabelle mit allen 27 Regionalwerten herunterladen: F+B-Wohn-Index Tabellenteil
F+B-Wohn-Index - Tabelle ausgewählte Wohnungsmarktregionen
Abgebildet sind jeweils die Preise für Eigentumswohnungen und die Neuvertrags- bzw. Angebotsmieten.
Freiburg im Breisgau
Die südbadische Metropole Freiburg im Breisgau gehört sicherlich zu den Städten mit der höchsten Wohn- und Lebensqualität in Deutschland. Das spiegelt sich auch im Preis- und Mietniveau wider. So stiegen die Preise für eine Standard-Eigentumswohnung binnen fünf Jahren bis zum zweiten Quartal 2019 um 28,5 % auf jetzt 4.582 €/m². Die Mieten kletterten im gleichen Zeitraum um 11,2 %, ein überraschend niedriger Wert, der u.a. auf den hohen Anteil an kommunalen, kirchlichen und genossenschaftlichen Wohnungen in der Stadt zurückzuführen ist. Aber auch die Städte und Gemeinden im Ballungsraum können sich dem hohen Preisniveau der Kernstadt nicht entziehen. So ist Emmendingen mit einem Preisniveau von 3.328 €/m² noch der „günstigste“ Standort. Gleiches gilt für das Niveau der Angebotsmieten, die dort aktuell bei 8,68 €/m² liegen. Bad Krozingen wiederum liegt noch eine Niveaustufe höher. Hier werden aktuell Preise von 3.521 €/m² und Mieten von 10,02 €/m² aufgerufen.
München
Dass Wohnraum in München teuer, schön, begehrt und rar ist, muss hier nicht wiederholt werden. Viel interessanter ist der Blick auf die Umlandgemeinden, die sich in den letzten 40 Jahren aus Dörfern zu veritablen Vorstädten gemausert haben, die allerdings durchaus ihre Eigenständigkeit pflegen. Hier liegt Vaterstetten im Landkreis Ebersberg mit einem Preis von 6.049 €/m² nur rund 1.000 Euro unter Münchner Niveau. Es folgen der Landkreis Starnberg mit 5.492 €/m² (teurer als die Kreisstadt Starnberg mit 5.062 €/m²), Unterschleißheim mit 5.388 €/m² und Dachau mit 5.102 €/m². Wer mieten muss, ist im Münchener Umland noch in Erding mit aktuell 9,31 €/m², in Fürstenfeldbruck mit 9,79 €/m², in Freising mit 10,19 €/m² und in Olching mit 10,21 €/m² einigermaßen gut bedient. Deutlich wird auch in dieser Region, dass die Preise im Fünf-Jahres-Vergleich deutlich stärker gestiegen sind als die Mieten.
Region Rostock
Die Hansestadt Rostock ist die Metropole in Mecklenburg-Vorpommern. Durch eine kluge Stadtsanierung mit dem Schwerpunkt auf der Wiederherstellung kriegszerstörter oder heruntergekommener historischer Gebäude ist eine Perle entstanden, die durch die Ansiedlung der Universität mitten in der Stadt auch belebt und dynamisch ist. Trotz positiver demografischer Prognosen sind die absoluten Preise mit aktuell 2.299 €/m² und die Mieten mit 6,66 €/m² noch relativ günstig. Die ETW-Preise zogen aber seit 2014 um 24,3 % an, allerdings von einem sehr niedrigen Niveau und mit einem leichten Rückgang innerhalb des letzten Jahres. Auch die Mieten stagnierten im letzten Jahr - für Mieter gut - für Investoren herausfordernd. Im Umland übersteigt einzig und allein Güstrow die Grenze von 25.000 Einwohnern. Hier kann man für 1.280 €/m² Wohneigentum im Geschoss erwerben, neue Mietverträge werden für rund 5,32 €/m² abgeschlossen.
Top-50: Rangliste der Preise von Eigentumswohnungen
Kempten (Allgäu), Friedrichsdorf (Hochtaunuskreis), Kelkheim (Taunus) und Hofheim am Taunus machten im Jahresvergleich der jeweils zweiten Quartale 2019/2018 mit Steigerungsraten von 15,0 %, 13,3 %, 9,1 % bzw. 8,1 % die größten Preissprünge. Insgesamt wurde bei der Analyse der Top 50-Liste bei den Preisen für Eigentumswohnungen deutlich, dass im zweiten Quartal 2019 Gemeinden aus der Umgebung von Frankfurt am Main die höchsten Preisdynamiken aufwiesen. So stiegen die standardisierten Preise im Verhältnis zum Vorquartal in Friedrichsdorf um 4,8 % und in Bad Homburg v. d. Höhe um 3,7 %. F+B geht davon aus, dass hier weiterhin Überschwappeffekte aus der Metropole Frankfurt am Main zu beobachten sind und sich sogar verstärken. Insbesondere Wohneigentumsbildner ziehen in die beliebten Vor-Taunus-Gemeinden nördlich des Mains, in denen sie hohe Lebensqualität mit guter Erreichbarkeit der Metropole und des Flughafens verbinden können. Sehr wahrscheinlich sind hier auch schon erste Folgen des Brexits zu beobachten. So hat sich mit dem King´s College im Frühjahr 2018 die erste rein britische Schule der Region Frankfurt in Friedrichsdorf angesiedelt.
Die Top 7-Metropolen verzeichneten aufgrund der anhaltend hohen Nachfrage von Selbstnutzern und Kapitalanlegern eine weiterhin kontinuierlich wachsende Preisentwicklung mit kaum veränderten Rangplatzierungen. Nach dem Spitzenreiter München folgte auf Platz acht (im Vorquartal identisch) Frankfurt am Main (mit 4.830 €/m²). Auf Rang 10 (Vorquartal 12) folgte Stuttgart (4.600 €/m²). Hamburg (4.590 €/m²) verharrte auf Platz 11. Düsseldorf steig auf den 27. Platz (3.830 €/m²) und Köln (3.610 €/m²) verlor noch einmal zwei Rangplätze auf Nr. 40. Berlin konnte im 2. Quartal 2019 mit einem Durchschnittspreis von 3.630 €/ m² erstmals die rote Laterne der TOP 7 an Köln abgeben und den Rangplatz 38 besetzen. Die Veränderungsraten zwischen Q1/2019 und Q2/2019 bewegten sich zwischen +2,2 % (München) und 1,0 % (Köln).
München belegte bei den Kaufpreisen für Eigentumswohnungen unangefochten seinen ersten Rangplatz mit einem durchschnittlichen Quadratmeterpreis von 7.070 €/m². Mit einem standardisierten Maximalwert von 15.550 €/m² wird die 15.000 Euro-Grenze überschritten. Neben Hamburg (11.950 €/m²) und Düsseldorf (10.130 €/m²) wird erstmals auch in Berlin mit 10.030 €/m² die 10.000 Euro-Grenze geknackt. Auffällig sind die Preisrückgänge in Garmisch-Partenkirchen mit -3,0 % zum Vorquartal und -0,5 % zum Vorjahresquartal. Hier scheint Garmisch im Wettbewerb mit Kempten deutlich an Attraktivität zu verlieren, möglicherweise weil das um rund 1.100 €/m² höhere Preisniveau am Fuß der Zugspitze eine Akzeptanzgrenze erfahren hat.
Top-50: Rangliste der Mietentwicklung
Betrachtet man den maximalen Anstieg der Neuvertragsmieten in den 50 teuersten deutschen Städten mit über 25.000 Einwohner im Jahresvergleich der zweiten Quartale 2018-2019, stehen folgende Städte an der Spitze, davon auf den ersten vier Plätze ausschließlich Städte aus Baden-Württemberg:
- Filderstadt + 13,0 %
- Leonberg + 9,4 %
- Esslingen am Neckar + 7,9 %
- Ludwigsburg + 7,6 %
- Dachau + 7,0 %
- Friedrichsdorf + 6,9 %
Bei den Neuvermietungsmieten stand München mit Marktmieten von durchschnittlich 16,50 €/m² für zehn Jahre alte, 75 m² große Wohnungen unverändert an der Spitze. Dabei zeigt sich ein erneuter Preisrückgang um 0,30 €/m² oder um -2,2 % zum Vorquartal und nur noch + 2,6% zum Vorjahresquartal. Die Wachstumsdynamik der Neuvertragsmieten hat sich an vielen der 50 teuersten Mietstandorten in Deutschland innerhalb von drei Monaten in ihr Gegenteil verkehrt. Insgesamt zeigt sich in den TOP 50 eine sehr zurückhaltende Entwicklung der Neuvertragsmieten. Besonders auffällig sind insbesondere Entwicklungen in Bayern (jeweils Q2-2019 zu Q1-2019):
- Fürstenfeldbruck -11,1 %
- Rosenheim -11,0 %
- Garmisch-Partenkirchen -8,7 %
- Olching -7,8 %
- Germering -6,6 %
Die mit der Wiedervermietung einer Wohnung in Stuttgart (Rangplatz drei und 12,00 €/m²) aufgerufenen Mieten wiesen mit +3,3 % im Jahresvergleich noch einen deutlichen Anstieg oberhalb der Inflationsrate auf. Im Vergleich zum Vorquartal sinkt das Mietniveau aber um -1,0 %. Frankfurt am Main stand auf Rang vier mit 11,60 €/m² und +0,5 %. Hamburg (10,50 €/m², +0,9 %), Köln (10,20 €/m², +5,1 %) und Düsseldorf (10,00 €/m², +1,7 %) folgten auf den Rangplätzen 17, 24 und 35. Damit überflügeln Hamburg, Stuttgart, Düsseldorf und Köln den bundesdurchschnittlichen F+B-Wohn-Indexwert für die Neuvertragsmieten von 0,7 % im Jahresvergleich.
Im Vergleich mit den anderen deutschen Metropolen zeigt sich die Entwicklung der Angebotsmieten in Berlin wieder entspannter. Mit 9,20 €/m² für die Standardwohnung lag der durchschnittliche Mietpreis erneut um 0,10 € bzw. -1,5 % niedriger als drei Monate zuvor. Berlin verlor deshalb weitere neun Rangplätze auf nunmehr Platz 66 im zweiten Quartal 2019. Im Jahresvergleich verlor der Mietanstieg mit nunmehr 1,4 % um mehr als vier Prozentpunkte deutlich an Dynamik. Zumindest empirisch scheinen die hohen Wachstumsraten der vergangenen Jahre vorerst ein Ende zu haben. Subjektiv-emotional mag dies aber für viele betroffene Menschen in Berlin (noch) nicht spürbar sein, da es derzeit noch nicht positiv bei der Wohnungssuche bemerkbar macht.
Datengrundlage und Methodik des F+B-Wohn-Index Deutschland
Der F+B-Wohn-Index Deutschland kombiniert deutschlandweit die Miet- und Preisentwicklung von Eigentumswohnungen, Ein- und Zweifamilienhäusern, Doppel- und Reihenhäusern mit den Trends von Neuvertrags- und Bestandsmieten von Wohnungen und den Ertragswerten von Mehrfamilienhäusern. Der Index ermöglicht somit quartalsweise eine zusammenfassende Betrachtung des gesamten Wohnsegments in Deutschland, die bis auf die Postleitzahl und Straßenabschnittsebene reicht.
Grundlage für den F+B-Wohn-Index Deutschland sind bereinigte Angebotsdaten von knapp 35 Mio. Objekten, der größten Preis- und Marktdatenbank in Deutschland. Die Preisdaten werden korrigiert um empirische Transaktionsabschläge und durch Georeferenzierung und eine plausibilisierende Überprüfung auf Angebots-Dubletten und Fortläufer bereinigt. Die Schätzung der regionalen Zeitreihen für die zu Grunde liegenden Objektarten erfolgt mittels der hedonischen Regression, einem komplexen Verfahren der Ökonometrie und Statistik. Die Aggregation zu den Bundesindizes richtet sich nach dem Wohnungsbestand.
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